Trebatscher Sohn in Berlin geehrt
Märkische Oderzeitung
Berlin (MOZ) In der Deutschen Parlamentarischen Gesellschaft am Bundestag wurde ein Festakt aus Anlass des 200. Geburtstags Ludwig Leichhardts durchgeführt. Eingeladen hatte das Amt Lieberose, die australische Botschaft und der Bürgermeister von Cottbus Frank Szymanski.
Der Empfang mit 71 geladenen Gästen fand im würdigen Ambiente des Kaisersaals der Deutschen Parlamentarischen Gesellschaft am Bundestag statt. Unter den Gästen befanden sich viele bekannte Gesichter aus der Region, etwa Mitglieder der Leichhardt-Gesellschaft, Mitarbeiter von Schulen, die Leichhardts Namen tragen, Bürgermeister und Abgeordnete. Eine Besuchergruppe aus dem Raum Schwielochsee war mit dem "Lieberoser Bürgerbus" angereist. Jeder Gast musste sich wie beim Flughafen einer Personenkontrolle unterziehen, bevor er persönlich in den Kaisersaal geleitet wurde. Zuvor konnte man an der Garderobe Prominente treffen: Kurz vor 19 Uhr gab beispielsweise Erika Steinbach ihren Mantel ab. Die Präsidentin des Bundes der Vertriebenen nahm allerdings an einer anderen Veranstaltung in der Deutschen Parlamentarischen Gesellschaft teil.
Unter den Gästen des Leichhardt-Empfangs befanden sich hochrangige Vertreter der Landesregierung, wie Bildungsministerin Martina Münch und Wissenschaftsministerin Sabine Kunst. Letztere bezeichnete Ludwig Leichhardt in ihrer Festrede als "herausragenden Wissenschaftler des 19. Jahrhunderts" und als "großen Kopf" der Mark Brandenburg, allerdings sei dies "noch nicht allerorten bekannt". Die Ministerin erinnerte beispielhaft daran, dass Leichhardt Australiens größtes Kohlevorkommen, das heute noch von wirtschaftlicher Bedeutung sei, entdeckt habe. "Er spielte bei uns lange eine untergeordnete Rolle. Erst jetzt erfährt er die Wertschätzung , die er verdient", so Sabine Kunst. Das Schattendasein des bedeutenden Australienforschers, der 1813 in Trebatsch geboren wurde und seit 1848 als verschollen gilt, sei beendet. Leichhardt sei eine "Ikone und ein Mythos", so die Festrednerin.
Australiens Botschafter Peter Tesch konzentrierte sich in seinem Beitrag auf den Menschen Ludwig Leichhardt. Bestimmte Charaktereigenschaften könnten auch heute noch als vorbildlich gelten. So sein unbeugsamer Wille, ein Ziel tatsächlich zu erreichen und seine Einstellung, Wissenschaft als Abenteuer zu begreifen. Im Leichhardt-Jahr sei eine Silbermünze von der Royal Pearth-Mint herausgegeben worden, eine gemeinsame Briefmarke der deutschen und australischen Post folge noch. Darüber hinaus gebe es zwei wissenschaftliche Symposien und es seien zwei Stipendien von der australischen Regierung gestiftet worden.
Bernd Boschan, Direktor des Amtes Lieberose/Oberspreewald, dankte allen, die bei der Vorbereitung des Leichhardt-Jahres mitgearbeitet haben. Er gab am Rande des Empfangs bekannt, er werde sich bei Bildungsministerin Martina Münch dafür einsetzen, das Leben und Wirken Leichhardts in die Rahmenlehrpläne der brandenburgischen Schulen aufzunehmen. Er sei bereits ein fester Gesprächstermin vereinbart worden. Im Sinne von Boschans Vorstoß äußerte sich auch André Parade (Lehrer an der Oberschule Bad Saarow und Vorsitzender der Leichhardt-Gesellschaft) sowie Winfried Rekitt (Bürgermeister von Straupitz und pensionierter Lehrer), der zu offiziellen Anlässen in historischer Tracht als "Ludwig Leichhardt" auftritt.
Ein Höhepunkt des Empfangs war ein Auftritt von Darstellern des Staatstheaters Cottbus, die Auszüge aus der Oper "Voss", die das Leben Ludwig-Leichhardts thematisiert, aufführten. Wie Intendant Martin Schüler verrät, wird das Programm im Rahmen der Festivitäten rund um Leichhardt am 22. Oktober im Cottbuser "Weltspiegel" der Öffentlichkeit präsentiert. Es sei die erste Aufführung von Teilen der Oper in Deutschland überhaupt. Möglicherweise werde ein weiterer öffentlicher Aufführungstermin in Goyatz arrangiert.