Sommernacht am Schwielochsee



Angeführt vom Kaffenkahn glitten hunderte Boote über den Schwielochsee. Der Korso stand im Zeichen des Leichhardt-Jahres.
Foto: Ingvil Schirling
Lupe Angeführt vom Kaffenkahn glitten hunderte Boote über den Schwielochsee. Der Korso stand im Zeichen des Leichhardt-Jahres. Foto: Ingvil Schirling (Bild 1/2)


Hallo, Nachbarn: Der Kaffenkahn war ein beliebtes Fotomotiv während des Korsos.
Foto: Ingvil Schirling
Lupe Hallo, Nachbarn: Der Kaffenkahn war ein beliebtes Fotomotiv während des Korsos. Foto: Ingvil Schirling (Bild 2/2)

Lausitzer Rundschau

Von Ingvil Schirling
 

Historischer Kaffenkahn führt im Leichhardt-Jahr Bootskorso bei Goyatz an

Goyatz "Schatz, ist es nicht schön." Dieser Satz wird am Samstag vermutlich zigmal gesprochen worden sein – bei lauer Sommerbrise, Sonnenuntergang und dem spektakulären Korso hunderter Boote auf Brandenburgs größtem See. Im Ludwig-Leichhardt-Jahr angeführt vom historischen Kaffenkahn wurde der 34. Bootskorso zu einem ganz besonderen Ereignis.

Spät am Abend, nachdem Feuerwerk, Lasershow und alle anderen Höhepunkte vorüber und mit einem Tusch aus Hunderten Schiffshörnern und -trompeten gefeiert worden waren, setzte Mutter Natur noch eins drauf. In der seltenen Kombination von Wetterleuchten am Horizont und sternklarem Himmel über dem Schwielochsee dauerte die romantische Stimmung an. Auf Booten wurde weiter gefeiert, an Land saßen Freunde in Grüppchen zusammen und genossen die samtschwarze, tropische Nacht mit ihrer lauen Brise.

Für viele klang damit ein ganz besonderer Tag aus. Zum Beispiel für Botschafter Peter Tesch, der nach langer Zeit wieder am Ruder eines Schiffs stand. Am Nachmittag steuerte er neben Kapitän Peter Alker den historischen Kaffenkahn, der später den Korso anführen sollte und bei diesem eine ganz besondere Rolle spielte. Seit Ende Juli hatte der Kaffenkahn am Schwielochsee mit seinen Besuchern Rundfahrten absolviert und damit an Ludwig Leichhardt erinnert. Der Australienforscher wurde nahe des Schwielochsees geboren und wurde später auf dem fünften Kontinent berühmt. Ermöglicht hatte ihm das unter anderem sein Vater. Er besaß eine Spedition mit neun Kaffenkähnen, Lastenseglern, die es heute nicht mehr gibt, und verschiffte damit Güter von Berlin nach Cottbus und zurück. Der Verdienst ermöglichte es seinem Sohn, eine höhere Schule zu besuchen und schaffte somit die Grundlage für seine Wissenschafts- und Forschungskarriere.

In diesem Jahr würde der Lausitzer 200 Jahre alt. Zur Feier dessen treiben das Amt und die Tourismus-Entwicklungsgesellschaft Lieberose/Oberspreewald ein vielschichtiges Programm voran mit dem Ziel, die Erinnerung an den berühmten Sohn der Region wach zu halten und zu intensivieren. Mit Erfolg. Während Tesch am Ruder stand, konnte er sich gemeinsam mit Amtsdirektor Bernd Boschan über neueste Entwicklungen freuen, die wiederum durch das Leichhardt-Jahr ermöglicht wurden. Schüleraustausche sollen vermehrt werden, ein australisches Pendant zur Internetseite www.leichhardtland.de entstehen, Wissenschafts-Konferenzen über Forschung und Nachhaltigkeit aus der Region heraus bis nach München getragen werden. Über künftige Projekte wie diese sprach Boschan vor den Ehrengästen an der Bühne des Leichhardt-Ufers, während sich am frühen Abend die Boote auf dem Schwielochsee formierten. Da waren die Nachmittags-Veranstaltungen wie Blasmusik und Kinderschminken schon erfolgreich beendet.

In der lauen Abendbrise setzte sich der Kaffenkahn zunächst an die Spitze. Hunderte Boote folgten, vom Faltboot bis zur Segelyacht, und fast jeder wollte auch mal selbst einen Blick werfen auf den historischen Nachbau, den einzigen in Deutschland der früher viel genutzten Lastensegler. Routiniert steuerte Kapitän Peter Alker von seinem Platz hinter der Kajüte aus das schwarzbraune Gefährt, an dessen Mast ein Wimpel mit dem Schriftzug Leichhardts flatterte. Festlich geschmückte Boote mit Luftballons, Lichterkette und fantasievoller Gestaltung folgten, holten auf, ließen sich wieder zurückfallen. Viele Mitfahrer kannten und erkannten sich; unverhofft winkten Kaffenkahn-Gäste ihren Nachbarn zu oder länger nicht gesehenen Bekannten. Familien mit Kindern waren ebenso unterwegs wie junge Leute aus Jamlitz oder Lieberose. Je weiter die Boote nach Norden vorankamen, desto tiefer sank die Sonne. Aus einer Wolkenlücke leuchteten ihre Strahlen in tiefem Orangerot über den See, ehe die Flotte umkehrte und zum Höhepunkt nach Goyatz zurückschipperte.

Noch immer im Bikini, in Bade- oder kurzen Hosen genossen die Gäste die speziell aufs Leichhardt-Jahr zugeschnittene Lasershow und das anschließende Höhenfeuerwerk – bis hin zu den Licht-Spielen von Mutter Natur.

 
 
 

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