Berlin (MOZ) Australiens Botschafter Peter Tesch hat anlässlich eines Festaktes zum 200. Geburtstag Ludwig Leichhardts einen australischen Wein mit dem Namen des berühmtesten Sohnes aus Trebatsch (Oder-Spree) präsentiert und über seine eigenen brandenburgischen Wurzeln geplaudert.
Australiens Botschafter Peter Tesch spricht fließend Deutsch. Dann und wann, so meint man, hört man ein bajuwarisch anmutendes rollendes "R" durchklingen. Das wäre kein Wunder, schließlich ist seine Mutter im oberpfälzischen Weiden geboren worden. 1949 wanderte sie nach Australien aus. Teschs Familienwurzeln verweisen aber auch ins Brandenburgische. "Meine Familie väterlicherseits wohnte in Günterberg, was heute zu Angermünde gehört." Sein Urgroßvater Ludwig Gottfried Tesch war ein Jahr alt, als die Familie 1863 nach Australien aufbrach. Damals, so hat Tesch in Erfahrung gebracht, wurden in der neu gegründeten Kolonie Queensland gezielt deutsche Siedler angeworben. Teschs Familie fand auf dem fünften Kontinent ein auskömmlicheres Dasein als in der kargen Mark.
Auf der Suche nach seinen Familienwurzeln hat Tesch, der 2009 als Botschafter nach Berlin kam, auch das Angermünder Stadtarchiv angesprochen. Die dortige Archivarin Margret Sperling konnte allerdings keine Familiendokumente in ihren Beständen ausfindig machen, da das königliche Standesamt erst 1874 seine Arbeit aufgenommen habe. Einmal habe er Angermünde besucht, aber nur sehr kurz: "Ich habe noch vor, mich dort ausführlicher umzusehen", kündigt der Botschafter an.
Aus Anlass des Leichhardt-Jahres - vor 200 Jahren wurde Ludwig Leichhardt, der Teile Australiens entdeckt hatte, im Ort Trebatsch geboren - brachte Tesch auch eine "flüssige Botschaft" von seinem Heimatland mit: mehrere Dutzend Flaschen Rotwein der Marke "Jimbour Ludwig Leichhardt". Dabei handelt es sich um einen Merlot des Jahrgangs 2006, der aus der Region Queensland stammt. "Das ist das erste Mal, dass der Wein in Deutschland öffentlich ausgeschenkt wird", erklärte der Botschafter. Ob und wann das Getränk im deutschen Weinhandel zu haben sein wird, konnte Tesch allerdings nicht mitteilen.
Die erste Flasche hatte übrigens Ludwig Leichhardt, der namensgleiche Ur-Ur-Großneffe des Australienforschers, anlässlich seines 70. Geburtstages von Tesch persönlich ausgehändigt bekommen. "Der Wein ist halbtrocken, und verfügt über eine große Fülle", erklärt der Berliner, der so ähnlich aussieht, wie sein Vorfahr auf Gemälden dargestellt worden ist.
Für Tesch schließt sich mit seiner Verwendung in Berlin ein Kreis: "Als Diplomat können Sie Ihren Karriereweg nie vorausplanen. Dass es so kam, ist für mich ein Wunder." Nur wenige Tage nach dem 23.Oktober, Leichhardts 200. Geburtstag, endet Teschs Zeit als Botschafter in Berlin.