Ludwig Leichhardt ist wieder zurück
Ein Porträt des berühmten Australienforschers und einstigen Cottbuser Gymnasiasten Ludwig Leichhardt.
Foto: Agentur (Bild 1/2) Leichhardt legte bei seiner Australien-Expedition vermutlich diese Wege zurück.
Foto: Leichhardt-Museum/Grafik: lr/Elke Nürnberger (Bild 2/2) Lausitzer Rundschau
Von Benjamin Lassiwe
2013 steht das Land im Zeichen des verschollenen Australienreisenden / Große Ausstellung ab Mai in Branitz
Brisbane/Potsdam In Australien gilt er als Nationalheld, hierzulande gerät er zunehmend in Vergessenheit: Ludwig Leichhardt erkundete zu Fuß den fünften Kontinent. Zu seinem 200. Geburtstag wird auch dort festlich an ihn erinnert, wo er herstammt – in Brandenburg.
Er wollte Australien durchqueren, von Ost nach West. Pflanzen wollte er sammeln, die Natur erforschen. Am 5. April 1848 brach der gebürtige Brandenburger Ludwig Leichhardt mit vier Europäern und zwei Aborigines von der Viehstation McPherson nördlich von Brisbane auf. Unterwegs markierte er einige Bäume, an denen er vorüberzog, mit einem eingeritzten, großen "L". Doch irgendwo in der Nähe der Simpsonwüste verliert sich seine Spur. Der Forschungsreisende und seine Begleiter kamen ums Leben, Leichhardts Leiche wurde nie gefunden. Einige Metallteile sind die letzten Spuren, die es von seiner Reisegruppe gibt.
In Australien ist Leichhardt, der am 23. Oktober 1813, also vor 200 Jahren, in Trebatsch (Oder-Spree) am Schwielochsee geboren wurde, bis heute ein Held. Ein Stadtteil von Sydney ist nach ihm benannt, ebenso eine Vorstadt von Brisbane. Denn wenige Jahre vor der verhängnisvollen letzten Expedition, von 1844 bis 1845, hatte er eine erfolgreiche Reise durch den damals noch unerforschten Norden Australiens unternommen, seine Rückkehr in die Zivilisation geriet zum Triumphzug.
"Er ist eine spannende Figur: Der Forscher, der im Busch verschwindet", sagt der Kulturreferent der australischen Botschaft in Berlin, Jörg Müller. "Es ist ja auch schwer zu begreifen, dass von der Expedition nie wieder etwas aufgetaucht ist." Krude Verschwörungstheorien von einer Vergiftung des deutschen Forschers durch die Briten machten später ebenso die Runde wie die eher nüchterne Feststellung, dass die 4000 Kilometer lange Expedition selbst mit bester Ausrüstung ein Himmelfahrtskommando war.
Zum 200. Geburtstag 2013 will nun auch das Land Brandenburg mit einigem Aufwand an den Forschungsreisenden erinnern. Am Montag stellten Müller, Forschungsministerin Sabine Kunst und der Lieberoser Amtsdirektor Bernd Boschan (beide parteilos) einige Höhepunkte der kommenden zwölf Monate vor. "Wir wollen Ludwig Leichhardt in Brandenburg einen Stellenwert vermitteln, den er durch seine wissenschaftliche Arbeit verdient hat", sagte Boschan.
So soll es in diesem Jahr mehrere wissenschaftliche Tagungen zu Leichhardt geben, dazu eine deutsch-australische Briefmarkenausgabe und eine australische Sondermünze, die in Berlin der Öffentlichkeit präsentiert werden soll. Am 28. Januar will die australische Botschaft in Berlin ihre Feierlichkeiten zum australischen Nationalfeiertag ganz im Zeichen Ludwig Leichhardts durchführen, und am 19. Februar wird es einen von der deutsch-pazifischen Parlamentariergruppe organisierten Festakt im Deutschen Bundestag geben.
Die Kirchengemeinde Zaue will einen Gedenkgottesdienst veranstalten, und am 4. Mai eröffnet im Schloss Branitz bei Cottbus eine große Jubiläumsausstellung zu Leichhardt. Sie präsentiert auch Forschungsergebnisse der Potsdamer Juniorprofessorin Anja Schwarz: "Im 19. Jahrhundert sind jede Menge Auswanderer nach Australien gereist - wir wollen herausfinden, warum die australischen Kolonien so eine Anziehungskraft ausübten", so Schwarz. "Und wir wollen wissen, was mit dem Erbe Leichhardts passierte." 1957 etwa erschien ein auf dem Leben des Forschers basierender Roman, "Voss" von Patrick White, und in der Zeit des Nationalsozialismus erhielt der Ort Trebatsch statt seines sorbischen Namens den Namen Leichhardt. "Für Brandenburg ist die Person Ludwig Leichhardts eine beeindruckende Verbindung zum fünften Kontinent", sagt Forschungsministerin Sabine Kunst. Und das Ludwig-Leichhardt-Jahr 2013 kann dazu beitragen, dass das auch über eingeweihte Expertenkreise hinaus deutlich wird.
Benjamin Lassiwe / dpa