Festakt im Bundestag zu Ehren des Australienforschers aus der Lausitz / Große Hoffnungen für die Zukunft
BERLIN/TREBATSCH Ludwig Leichhardt ist auf dem besten Wege, zum Forscher der Herzen zu werden. Des in Deutschland wenig bekannten Australienentdeckers aus Brandenburg ist am Dienstag im Kaisersaal des Bundestages gedacht worden. Mit den Jubiläumsfeiern zu seinem 200. Geburtstag sind hochfliegende Hoffnungen verbunden.Sein Forscherdrang und Entdecker-Ehrgeiz führte ihn aus dem kleinen Trebatsch am Schwielochsee nach Australien, dann Tausende von Meilen durch die Wüsten, Berge und Flusslandschaften des Fünften Kontinents. In Deutschland außerhalb der Lausitz kaum bekannt, wurde er international geehrt und ist in Australien ein Volksheld. Der Festakt zu Ehren seines 200. Geburtsjahres im Kaisersaal des Deutschen Bundestages am Dienstag machte deutlich, dass die Person Ludwig Leichhardt die Menschen auf vielen Ebenen berührt – und dass mit der Erinnerung an ihn große Erwartungen an die Forschung der Zukunft verbunden sind.
Der Saal schien zu erbeben, als Andreas Jäpels tiefe Stimme durch den Raum vibrierte. Der Schauspieler des Cottbuser Staatstheaters stellte Leichhardt als inbrünstigen, vom Forscherdrang beseelten Mann dar, der auch unter widrigsten Umständen an seinem Unterfangen festhält. Vier Schlüsselszenen aus der Oper "Voss" nach dem Leben Ludwig Leichhardts präsentierten Jäpel, Ingo Witzke und Debra Stanley unter Leitung von Martin Schüler (Regie) und Bo-Kyoung Kim (Klavier). Es ist die australische Nationaloper, die zu Ehren Leichhardts in Teilen einstudiert wurde und in Berlin ihre Premiere hatte. Darin geht es um unerfüllte Liebe, eine Männerfreundschaft über den Tod hinaus und unbeugsamen Willen. Der fiebernde, erschöpfte Ludwig Leichhardt alias Voss, gerade Mitte 30, steht vor dem Scheitern seiner Expedition und vor dem Verderben – und ist dennoch nicht bereit aufzugeben. Sein Expeditionsleiter Judd jedoch kehrt angesichts der ausweglosen Lage um und überlebt als Einziger. Er kann Voss' unerfüllter Liebe Laura wichtige Karten und Aufzeichnungen übergeben. Leichhardts Notizen waren für die Besiedlung Australiens von unschätzbarem Wert.
Seine preußische Genauigkeit, sein Forscherdrang und sein Mut, in fremden Gefilden nach Neuem zu suchen, zog sich wie ein roter Faden durch die Festreden. Ob Brandenburgs Forschungsministerin Sabine Kunst (parteilos), der australische Botschafter Peter Tesch oder Amtsdirektor Bernd Boschan aus Lieberose/Oberspreewald – sie alle waren unübersehbar von der vielschichtigen Persönlichkeit des Abenteurers mit dem ausgeprägten Sinn für akribische Dokumentation fasziniert. "Seine Entdeckungen haben bis heute herausragenden Stellenwert für Australien", sagte Kunst. "Jetzt erfährt er die Wertschätzung, die er verdient. Sein Schattendasein ist beendet."
Ludwig Leichhardt werde nachträglich eingereiht in die großen Persönlichkeiten der Wissenschaftsgeschichte, in die Reihe der großen historischen Köpfe der Mark Brandenburg. "Heute ist er halb Expeditions-Ikone, halb Mythos." Schon jetzt sei klar, dass das Leichhardt-Jubiläum das Potenzial habe, den deutsch-australischen Beziehungen noch mehr Tiefe zu verleihen.
Auf diese hob auch Botschafter Peter Tesch ab. Der Australier nannte Leichhardt ein "historisches Symbol" für die bilateralen Beziehungen. "Er hat als herausragender Sohn des Spreewaldes und von Brandenburg große Fußabdrücke in der Weltgeschichte hinterlassen." Außerhalb Deutschlands sei er schon zu Lebzeiten gewürdigt worden, beispielsweise von der National Geographic Society. "Seine Person symbolisiert Bereiche, in denen wir auch heute intensiv kooperieren", so Tesch weiter, darunter Informations- und Kommunikationstechnologie, Solar- und erneuerbare Energien. "Dafür erhoffen wir uns vor dem Hintergrund dieses Jubiläums weitere Impulse und noch mehr Aufmerksamkeit."
Ähnliche Aspekte hatte Volkmar Klein (CDU) im Blick. Der Vorsitzende der Deutsch-Australischen Parlamentariergruppe würdigte die Anstrengungen des Amtes Lieberose/Oberspreewald und seiner Tourismus-Entwicklungsgesellschaft: "Ihr habt hier eine richtig tolle Initiative ergriffen und Perspektiven aufgezeigt", rief er den Oberspreewäldern zu, deren Engagement zuvor auch Ministerin Kunst gewürdigt hatte. Leichhardt, fuhr er ernster geworden fort, habe in Australien seinerzeit das größte Kohlevorhaben entdeckt – "und wir sollten noch heute versuchen, Perspektiven im Inneren zu entdecken", so Klein. Die Kooperation mit Australien zu vertiefen, mache nicht nur aufgrund der Faszination des Landes und ähnlicher Wertevorstellungen Sinn, sondern auch wegen der Nähe Australiens zu führenden Industrienationen Asiens, so Klein.
Zum Thema:
Ludwig Leichhardt wurde am 23. Oktober 1813 in Trebatsch nahe des Schwielochsees geboren. Seit 1848 gilt er als verschollen; er verschwand auf seiner letzten Expedition. Grundlage seiner Forschungen war eine breitgefächerte humanistische Bildung. 1831 legte er in Cottbus das Abitur ab. Er studierte in Göttingen, reiste nach England und landete 1842 in Sydney. In Australien widmete er sich der Erforschung der Zoologie, Botanik und Geologie.Auf der Internationalen Tourismusbörse in Berlin (ITB) will der Oberspreewald erneut auf ihn aufmerksam machen. Ein Kooperationsauftritt mit australischen Partnern ist geplant.