NIEDERLAUSITZ /QUEENSLAND In rund 100 Tagen, am 23. Oktober, wird an den 200.Geburtstag des einstigen Abenteurers und Forschungsreisenden Ludwig Leichhardt (1813 bis 1850) aus Sabrodt am Schwielochsee erinnert. Mit Symposien, Ausstellungen, zahlreichen Volksfesten wird an seine 5000 Kilometer lange Überlandreise erinnert. Schicksalsschläge werden dabei nicht ausgespart, wie der tragische Tod seines Reisebegleiters John Gilbert am 29. Juni 1845.
Ende Juni 1845 bewegte sich die achtköpfige Überlandexpedition unter Leitung von Leichhardt am Mitchell River in Richtung Golf von Carpentaria entlang. Leichhardt's astronomischen Berechnungen machten deutlich, dass er unverzüglich die westliche Richtung einschlagen muss, um sein Ziel die Militärsiedlung Victoria bei der Bucht von Port Essington auf der Halbinsel Cobourg zu erreichen.
Beim Verlassen des Mitchell River sah er sich von einer Unzahl von kleinen Wasserlöchern umgeben. Für die damalige Leichhardt-Expedition ein glücklicher Umstand. Ohne große Suche konnten die Expeditionsmitglieder das kostbare Nass für sich und die Tiere, damals lebten noch 13 Pferde und acht Ochsen, schöpfen.
Nächtlicher Überfall
Dass 120 Jahre später gerade dieser Umstand zu einer fast unlösbaren Aufgabe bei der Spurensuche nach einem "Tatort" führen würde, ahnte sicher keiner der Expeditionsteilnehmer. Vermutlich auch nicht der 32- jährige Ornithologe John Gilbert.
Niemand vermutete, dass bereits Stunden später eine Tragödie die Expedition heimsuchen würde. In der Nacht zum 29. Juni 1845 wurde die Gruppe von Aborigines überfallen. Ein abgeworfener Speer traf John Gilbert an der Halsschlagader. Er war sofort tot. Auch die Mitreisenden John Roper und James Calvert wurden von Lanzenstichen und Keulenschlägen schwer verletzt. Erst nach Wochen waren die schweren Verletzungen verheilt.
Am Morgen des 29. Juni wurde John Gilbert würdevoll begraben. Um die Spuren des Grabes zu verwischen, die Gruppe glaubte damals, dass die Aborigines den Toten wieder ausgraben würden, wurde ein Feuer entfacht und die Asche über die Grabstelle verstreut. Der Australier John Bessel (1920 bis 1990) wurde von seinem Lehrer inspiriert, sich mit dem Thema Ludwig Leichhardt zu beschäftigen. Dabei bildete der Tod von John Gilbert den Schwerpunkt seiner über 40-jährigen Forschungsarbeit.
Bereits kurz nach Beendigung des 2. Weltkrieges bereiste der Zuckerrohrfarmer, Hotelbesitzer und Hobbyforscher fast jährlich die Region um den Mitchell River, um das Grab zu finden. Aufgrund der zahlreichen Wasserlöcher benötigte John Bessel fast 40 Jahre, um den Tatort von 1845 wieder aufzuspüren. Bereits 1979 war sich der Heimat- und Leichhardtforscher sicher, den konkreten Schauplatz der Tragödie gefunden zu haben.
Erinnerung an Ornithologen
Unterstützung bekam er von Prof. Dr. Brian Dalton (1930 bis 2000) von der James-Cook-Universität in Townsville und der Königlichen Australischen Luftwaffe (AAF). Die Luftwaffe übernahm die Logistik und die zahlreichen Forschungsflüge im menschenleeren Outback. Nach offiziellen Informationen wurden keine Grabungsschnitte vorgenommen. Es wurde nur das Alter der über dem Grab liegenden Holz- und Aschestücke untersucht.
Im Jahre 1985 wurde eine Metalltafel errichtet, die mittlerweile flach auf dem Boden aufgelegt wurde und somit für Spurensucher kaum erkennbar ist. Der auf der Stahlplatte aufgeschweißte Text lautet: "Leichhardt's Lager und Grab von Gilbert, 28. Juni 1845, gefunden von J. Bessel/B. Dalton mithilfe der Königlichen Australischen Luftwaffe".
Am 17. Dezember 1845 erreichte die siebenköpfige Leichhardt-Expedition schließlich die Militärstation Victoria. Nach über 15 Monaten hatten sie die Wegstrecke von Jimbour bis zur Bucht von Port Essington bewältigt. Leichhardt und seine Gruppe wurden dadurch weltberühmt.
In der St. James Church in Sydney befindet sich heute eine Gedenkplatte für John Gilbert. Am 26. September 2004 wurde in Taroom (Banana Shire, Queensland) ein Gedenkstein für den getöteten Ornithologen errichtet. In Australien erinnern der Gilbert River und die Gilbert Range an den jungen Wissenschaftler, der bei der Erforschung des fünften Kontinents ums Leben kam.