Kaffenkahn mit australischen Gästen auf Tour
Lausitzer Rundschau
Von I. Hoberg
Förderverein soll in der nächsten Woche in Zaue gegründet werden / Gespräch mit Genehmigungsbehörde offen
GOYATZ/ZAUE Der Kaffenkahn, der zu "Leichhardt 200" im vergangenen Jahr für Furore auf dem Schwielochsee gesorgt hat, ist nach der Winterruhe an seinem Liegeplatz in Fürstenberg/Havel nun wieder ins Leichhardt-Land zurückgekehrt. Zu den Gästen der ersten Fahrt gehörten der australische Botschafter David Ritchie und seine Frau. Die Gründungsversammlung für den Förderverein Kaffenkahn findet am 7. Mai in Zaue statt. Der Schwielochsee liegt in frühlingshafter Ruhe, als der Kaffenkahn am Donnerstag in der Mittagszeit an den Hafenterrassen in Goyatz anlegt. "Wir sind froh, den einzigen Kaffenkahn, der noch in Betrieb ist, hier zu haben", sagte Heiko Jahn, Geschäftsführer der Tourismusentwicklungsgesellschaft Lieberose/Oberspreewald (TEG). Bis Ende des Jahres läuft ein Überlassungsvertrag mit den Schiffseignern Peter Alker und Olaf Hinz. Sie haben in dieser Saison noch das Ruder in der Hand, doch Remo Dalheiser, Mitarbeiter der TEG, hat schon das Schifferpatent E in der Tasche. Mit den beiden Schiffseignern an der Seite, wird er in diesem Jahr praktische Erfahrungen mit dem Nachbau eines historischen Lastenseglers sammeln. Einhelliges Ziel der acht Gemeinden des Amtes Lieberose/Oberspreewald ist es, den Kaffenkahn dauerhaft ins Leichhardt-Land, auf den größten See des Landes Brandenburg, zu holen. Das machte Amtsdirektor Bernd Boschan im Gespräch mit Botschafter Ritchie deutlich. Der Lastensegler soll als Zeuge der Seefahrtsgeschichte einen Beitrag zum Erhalt der maritimen Kultur am Schwielochsee leisten.
Allerdings sind dafür noch nicht alle Hürden genommen. Es fehlt die Anerkennung des einzigen originalgetreuen Nachbaus des Lastenseglers als historisches Wasserfahrzeug, das auf Landeswasserstraßen Gäste befördern darf. In einem Schreiben, das Heiko Jahn an Dietmar Woidke übergeben hat, wird der Ministerpräsident gebeten, eine Lösung zu unterstützen, die es ermöglicht, dass "dieses einmalige Kulturgut dem Land Brandenburg" erhalten bleibt. "Der Kaffenkahn fährt seit Jahren problemlos auf Bundeswasserstraßen und transportiert Gäste", stellt der TEG-Geschäftsführer fest. Wie er informierte, wird es am 14. Mai ein Gespräch mit Staatssekretärin Kathrin Schneider vom Infrastrukturministerium, der Genehmigungsbehörde in Potsdam, geben.
"Leichhardts Vater Hieronymus transportierte zunächst Torf, später Holz mit solchen Lastenseglern. Er hatte am Ende neun Kähne. Dank seines geschäftlichen Erfolgs konnte Ludwig eine gute Ausbildung bekommen, die Grundlage für seine Forschertätigkeit auch in Australien war", erklärt Horst Lindner vom Naturwissenschaftlichen Verein in Cottbus. Diese Schifffahrtstradition sei in der Region fast vergessen gewesen und könne nun mit dem originalgetreuen Nachbau eines Kaffenkahns wieder ins Bewusstsein geholt werden. Der Cottbuser ist bereit, sein umfangreiches Wissen auch in Projekten mit Kindern und Jugendlichen einzubringen. Der Verein hat signalisiert, dem noch zu gründenden Förderverein Kaffenkahn beizutreten – ebenso wie beispielsweise die Ludwig-Leichhardt-Gesellschaft Trebatsch, der Fremdenverkehrsverein Schwielochsee und die Stadt Beeskow.
David Ritchie und seine Frau Jenelle Bonnor zeigten sich beeindruckt von der Fahrt mit dem Kaffenkahn, der Natur- und Tourismusregion Schwielochsee. "Beautiful" und "Lovely", das war mehr als einmal einhellig ihre Meinung. Der Australier war zu DDR-Zeiten in der Botschaft seines Landes in Deutschland tätig, und er beschäftigte sich vor Jahren wissenschaftlich mit dem Forscher Leichhardt. Nun folgte Ritchie, nach Stationen in Italien und Indonesien, Peter Tesch als Botschafter und ist gerade erst seit vier Monaten im Amt. Er bekundet, an die Projekte seines Vorgängers anknüpfen zu wollen. Während des Rundgangs in der Goyatzer Oberschule sicherte er zu, sich für die Vergabe eines Leichhardt-Preises in seiner Heimat einzusetzen. Auf der 9. Leichhardt-Konferenz am 23. Oktober soll der gleichnamige Preis in Cottbus erstmals verliehen werden.
Zur Anregung des Amtsdirektors, dass der Botschafter die Patenschaft für das junge Bennett-Känguru übernehmen könnte, sagt er: "Das ist eine große Ehre!" So ist die Namensgebung die nächste Gelegenheit, ihn und seine Familie im Leichhardt-Land begrüßen zu können.