Historischer Kaffenkahn segelt zum Schwielochsee
Lausitzer Rundschau
Empfang im Deutschen Technikmuseum / Kartenverkauf läuft
Goyatz Nach mehr als 120 Jahren wird in genau drei Wochen wieder ein Kaffenkahn auf dem Schwielochsee kreuzen. Der deutschlandweit einzige Nachbau eines der historischen Lastensegler ist anlässlich des Ludwig-Leichhardt-Jahres auf Brandenburgs größtem natürlichen See unterwegs. Bei zahlreichen Touren können Gäste mitfahren.
Die Transporte über den Wasserweg per Lastensegler gehörten bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts beinahe zum Alltag. Auch Hieronymus Leichhardt, der Vater des berühmten Australienforschers Ludwig Leichhardt, brachte vor allem Torf vom Schwielochsee in die Stadt Berlin. Dort wurde er als Rohstoff und Brennmaterial genutzt. Hieronymus Leichhardt besaß eine Flotte von neun Kaffenkähnen, "was für die damalige Zeit ganz schön viel war", schätzt Heiko Jahn von der Tourismus-Entwicklungsgesellschaft (TEG) Lieberose/Oberspreewald ein. Was er mit seiner Spedition erwirtschaftete, steckte er zum Teil in die Bildung seines begabten Sohnes, der als Allround-Wissenschaftler später in Australien Karriere machen sollte.
Anlässlich der Feiern zum 200. Geburtsjahr des berühmten Sohnes der Region – er wurde in Trebatsch geboren und ging in Cottbus zur Schule – erinnern die Oberspreewälder auch auf diese Weise an Ludwig Leichhardt. Amtsverwaltung und TEG ist es gelungen, den einzigen fahrbereiten Kaffenkahn Deutschlands an den Schwielochsee zu locken – womit sich auch für Kapitän Peter Alker ein Traum erfüllen wird.
Gemeinsam mit seinem Lastenkahn wird er demnächst dessen Liegeplatz in Fürstenberg an der Havel verlassen. Gleich bei der ersten Station am 25. Juli in Berlin ist ein großer Empfang geplant. "Das Ereignis steht unter dem Titel ,Kaffenkahn trifft Kaffenkahn'", sagt Jahn schmunzelnd. Denn der nachgebaute Kahn wird vor dem Deutschen Technikmuseum auf seinen "großen Bruder" treffen – den einzigen in Deutschland gehobenen Lastensegler dieser Art. Er wurde 1987 aus der Havel geborgen, informiert Jahn, und ist dort ausgestellt. Alker baute später die "Concordia" als etwas kleinere Ausgabe nach. Beim Empfang in Berlin werden zu Ehren des historischen Gefährts auch der australische Botschafter und der Direktor des Technikmuseums erwartet.
Tags darauf geht es nach Beeskow. Um 12 Uhr steigen Landräte, Bürgermeister, Vertreter der Leichhardt-Gesellschaft und des Arbeitskreises, aber auch Wissenschaftler ein, um gemeinsam an den Schwielochsee zu schippern. "Ziel ist es, einen fachlichen Austausch zu ermöglichen", umreißt Jahn. "Wir wollen Bilanz des Leichhardt-Jahres bisher ziehen und vorausschauen, wie das Gedenken an ihn in Zukunft weiterentwickelt werden kann."
Am späten Nachmittag des 26. Juli, gegen 16 Uhr, wird der Kahn dann an den Goyatzer Hafenterrassen erwartet. Dort folgt eine Art "Tag der offenen Tür": Goyatzer und angereiste Interessierte können das Gefährt unter die Lupe nehmen. Wenn es gegen Abend in Zaue vor Anker gegangen ist, an seinem neuen Liegeplatz für eine Woche, können Neugierige es dort besuchen.
Ab dem 27. Juli stehen dann täglich zwei Fahrten auf dem Programm. Um 10, um 14 und im Wechsel um 19 Uhr können die Gäste mit der "Concordia" auf dem Schwielochsee segeln – natürlich unter Regie des erfahrenen Kapitäns Peter Alker. Die Fahrten kosten zwischen zehn und 20 Euro.
Karten und weitere Infos gibt es bei der TEG unter Tel. 035478 179090 oder per Email an info@teg-lds.de.