Der Entdecker und die Abrafaxe
Foto: Mosaik Steinchen für Steinchen Verlag Lausitzer Rundschau
Von Daniel Schauff
In der Australien-Reihe würdigen die Macher der Mosaik-Hefte Ludwig Leichhardt
Cottbus/Berlin Abrax, Brabax und Califax sind die Helden der Mosaik-Hefte, dem erfolgreichsten deutschen Comic. In ihrem aktuellen Abenteuer begeben sich die drei auf die Spuren von Ludwig Leichhardt, pünktlich zu dessen 200. Geburtstag.
Sie gehören zu Ostdeutschland wie Knusperflocken, Ampelmännchen und Spreewaldgurken. Dabei haben sie nicht einmal eine Nationalität. Abrax, Brabax und Califax heißen die drei Helden der traditionellen Mosaik-Hefte. Seit 1976 erleben sie ein Abenteuer nach dem anderen, bereisen Länder und Kontinente und springen durch die Zeiten. Tausende Kinder und Erwachsene freuen sich Monat für Monat auf das neue Abenteuer der Abrafaxe.
In der aktuellen Mosaik-Comicreihe hat es die drei Abenteurer nach Australien verschlagen. Sind zu Beginn des 19. Jahrhunderts auf Matthew Flinders getroffen, der als Erster die australische Küste kartografiert hat. Mittlerweile sind sie per Zeitsprung in den Jahren 1847 und 1848 angekommen und begegnen auf einer abenteuerlichen Schatzsuche dem Lausitzer Entdecker Ludwig Leichhardt.
Wie es nun weitergeht, will Herausgeber Klaus D. Schleiter noch nicht verraten. "Wir wollen, dass unsere Leser jedes Heft mit Spannung aufschlagen", erklärt er. Geschichten schon vorab zu erzählen – das kommt für ihn nicht infrage. Dass Ludwig Leichhardt in der Australien-Serie der Abrafaxe-Comics eine so wichtige Rolle spielen würde, stand zu Beginn der Recherchen noch gar nicht fest.
Zufällig Leichhardt
Erst vor Ort, als das Mosaik-Team Eindrücke und Infos für die geplante Australien-Reihe sammelte, stieß es immer wieder auf den Namen Ludwig Leichhardt. Die umfangreiche Recherche zum Leben und Wirken des vielleicht berühmtesten Lausitzers fand dann zum großen Teil in Trebatsch statt, dem Geburtsort Leichhardts und Standort des Leichhardt-Museums. "Dort haben wir wichtige Fakten erfahren und viele Bilder bekommen", sagt Klaus D. Schleiter. Lehrreiches über Leichhardt wird es im redaktionellen Mittelteil der Mosaik-Comics geben. Und auch die Geschichte selbst wird ihren Lesern so einiges Wissenswertes über die Expeditionen des Entdeckers vermitteln. Trotzdem, eins ist dem Herausgeber wichtig: "Wir wollen keinen Lehrerfinger schwingen, sondern spielerisch Geschichten erzählen. Die Abenteuer der Abrafaxe sind fiktiv." Gleichzeitig legen die Mosaik-Zeichner aber besonderen Wert auf die historische Genauigkeit ihrer Bilder. Für die Australien-Serie haben sie sich an alten Fotos aus Sydney, aber auch aus US-amerikanischen Goldgräberstädten orientiert, um die Atmosphäre des 19. Jahrhunderts zu treffen. "Im Outback hat sich dagegen nicht viel verändert. Da sieht es heute noch so aus wie vor 200 Jahren", erklärt Jörg Reuter, seit 1980 Zeichner bei Mosaik und heute künstlerischer Leiter. Jörg Reuter ist fest mit den Abrafaxen verbunden. "Die gehören zu meiner Familie", sagt er und meint das im wortwörtlichen Sinne. Reuter ist verheiratet mit der Tochter der ersten Abrafaxe-Zeichnerin Lona Rietschel. "Als Zeichner muss man sich in die unterschiedlichen Charaktere der drei Figuren hineindenken können. Ich schätze, wir alle haben ein bisschen etwas von den drei Abrafaxen in uns. Vielleicht ist der Comic deshalb so erfolgreich", sagt Reuter. Mit derzeit 110 000 Exemplaren pro Ausgabe, rund 80 000 verkauften Comics pro Monat und knapp 40 000 Abonnements sind die Mosaik-Hefte nicht nur die ältesten, sondern auch die erfolgreichsten deutschen Comics. "Unsere Hefte sind ein Familienprodukt", sagt Klaus D. Schleiter. Laut Leserumfragen würden die Comics vor allem von Familien gekauft, in denen drei bis vier Personen das Heft läsen. "Die Geschichten, die wir konzipieren, können von Kindern von sechs bis zehn Jahren verstanden werden. Gleichzeitig gibt es Bezüge und Analogien, über die nur Erwachsene lachen können", sagt Herausgeber Schleiter und meint, dass auch darin der Erfolg der Abrafaxe begründet liegt. Allerdings müssen sich auch die Mosaik-Macher mit der elektronischen Konkurrenz auseinandersetzen. So gibt es die Abrafaxe auch als App fürs Smartphone und den Tablet-PC. Ein wirksames Mittel gegen die Popularität von PC und Fernsehen? "Ich weiß nicht, wie lange Comics aus Papier noch bestehen bleiben werden", sagt Zeichner Jörg Reuter dazu. Doch er ist sich sicher, dass es noch lange diejenigen Leser geben wird, die stolz ihre Erstausgaben hüten, die Hefte tauschen und herumzeigen wollen. "Wer tauscht schon gerne Daten?", fragt Reuter, für den ein altes, "abgegrabbeltes" Comic auch nach über 30 Jahren als Zeichner etwas ganz Besonderes bleibt.
Zum Thema:
Mit rund 110 000 Exemplaren pro Ausgabe, rund 80 000 Verkäufen und fast 40 000 Abonnenten sind die Mosaik-Hefte die erfolgreichsten Comics aus deutscher Produktion. Gegründet wurde die Zeitschrift 1955 in Ost-Berlin. 1976 lösten die Abrafaxe die damaligen Helden, die Digedags, als Protagonisten ab. Markenzeichen der Abrafaxe-Abenteuer sind umfangreich recherchierte Details zu Geschichte und Handlungsorten. Nach Angaben des Verlags ist ein Großteil der Leserschaft bereits erwachsen. Die Oktober-Ausgabe "Schicht im Schacht" ist bereits das Heft 454. Weitere Infos zu Verlag, Figuren und Geschichten gibt es im Internet unter: www.abrafaxe.de und unter www.mosapedia.de